Bund fördert zwei neue Projekte von Prof. Markus Zdrallek
Mit der von der Bundesregierung 2011 beschlossenen Energiewende in Deutschland wurde ein grundlegender Transformationsprozess in der Energielandschaft eingeleitet. Innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten soll die bislang durch fossile und nukleare Energieträger geprägte Energieerzeugung fast vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden, um die Klimaziele der Bundesrepublik und der EU zu erreichen.
„Aufgrund des steigenden Anteils der elektrischen Energieeinspeisung aus erneuerbaren Energien kommen insbesondere auf die Verteilungsnetze neue Aufgaben zu, die mit klassischen Betriebsweisen und Betriebsmitteln nur unter sehr hohen Aufwendungen in Form von erheblichem Netzausbau möglich sind“, sagt Prof. Zdrallek. Die zwei neuen Wuppertaler Projekte suchen nun nach Lösungen für dieses Problem.
Das Verbundprojekt „Neuartige Topologien für Verteilungsnetze“ (NeToVe) unter Leitung von Dr.-Ing. Marcus Stötzel soll aufzeigen, ob und wie neuartige Netz-Topologien mit einer gesteigerten Leistungsfähigkeit dazu beitragen können, die zunehmende Einspeisung von dezentralen Energieumwandlungsanlagen wirtschaftlich effizienter in die vorhandenen Verteilungsnetze zu integrieren.
Erreicht werden soll dies beispielsweise durch eine Erhöhung des Vermaschungsgrades und den Parallelbetrieb mehrerer Versorgungsbereiche. „Dadurch wird der Ausnutzungsgrad der vorhandenen Netzinfrastruktur unter Verwendung der bestehenden Netzreserven erhöht und auf großräumigen Leitungsneubau kann verzichtet werden“, sagt Projektleiter Stötzel. Ein solcher Eingriff sei jedoch nur mit Hilfe neuartiger Betriebsmittel wie supraleitender Kurzschlussstrombegrenzer möglich. Das BMBF fördert das Projekt mit 415.000 Euro. Projektpartner sind die Siemens AG (Erlangen) und die Universität Erlangen.
Das zweite geförderte Projekt („Fühler im Netz“ unter Leitung von Dominik Beerboom) beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer, preiswerter Wege der Netzzustandserfassung und Störungsdetektion mit Hilfe der Nutzung von Breitband-Powerline(BPL)-Infrastrukturen als Basis zukünftiger Netzbetriebsführung. „BPL stellt eine attraktive Kommunikationstechnologie für Smart Grids (Intelligente Stromnetze) dar, denn hier wachsen Stromversorgungs- und Telekommunikationsnetze intelligent zusammen“, sagt Projektleiter Beerboom.
Erste Erfahrungen aus realisierten Smart-Grid-Projekten deuten auf einen neuartigen Sekundäreffekt der BPL hin. „In den Übertragungscharakteristiken der BPL-Kommunikation liegen bereits viele Zustandsinformationen vor, die Rückschlüsse auf den Zustand der Netzinfrastruktur und auf Störungen im Netz zulassen“, so Beerboom. Auf dieser Basis wollen die Forscher ein neues, preiswertes Verfahren der Zustandserfassung und -bewertung von Nieder- und Mittelspannungsnetzen entwickeln. Das BMBF fördert das Projekt mit 510.000 Euro. Projektpartner sind die Power Plus Communications AG (Mannheim), die Energieversorgung Leverkusen und die Nexans Power Accessories Germany GmbH (Hof).
Weitere Informationen und Projektwebsites stehen in Kürze zur Verfügung.